Ihr Ratgeber zum Export von Waren in das Vereinigte Königreich nach dem Brexit
Seit dem 1. Januar 2021 hat das Vereinigte Königreich die Europäische Union offiziell verlassen. Damit ist der Brexit vollzogen. Dies bedeutet auch das Ende des freien Warenverkehrs zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Exportiert Ihr Unternehmen Produkte in das Vereinigte Königreich? Welche Folgen der Brexit für Exporte nach England hat und welche Dinge Sie dabei beachten müssen, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.
Formalitäten für den Export in das Vereinigte Königreich
Um Produkte in das Vereinigte Königreich zu exportieren, müssen Sie einige Dinge in Deutschland regeln.
- Beantragen Sie eine deutsche EORI-Nummer. Um Waren zu exportieren, müssen Sie in Deutschland eine sogenannte „Economic Operator Registration and Identification“-Nummer beantragen. Auf der Website des deutschen Zolls finden Sie weitere Informationen zu dieser Nummer.
- Außerdem müssen Sie Ihre Produkte beim britischen Zoll deklarieren. Wenn Sie den Export selbst arrangieren, benötigen Sie außerdem eine britische EORI-Nummer. Wenn Sie den Export Ihrer Waren an einen Vertreter auslagern, sollten Sie prüfen, ob dieser über eine EORI-Nummer verfügt. In diesem Fall müssen Sie selbst wahrscheinlich keine britische EORI-Nummer beantragen. Auf der Website der britischen Regierung können Sie eine britische EORI-Nummer beantragen.
- Beantragen Sie eine Ausfuhranmeldung. Mit einer Ausfuhranmeldung weisen Sie nach, dass Sie die von Deutschland auf internationaler Ebene eingegangenen Handelsverpflichtungen einhalten. Der Zoll bietet dafür weitere Informationen. Exportieren Sie häufig nach England oder haben Sie vor, häufig zu exportieren? In diesem Fall ist es hilfreich, den AEO-Status (Authorised Economic Operator) zu beantragen. Dieser Status bietet unter anderem weniger physische Kontrollen und Vorrang bei Kontrollen. Auf der Website des deutschen Zolls finden Sie weitere Informationen über den AEO-Status.
- Fordern Sie die richtigen Exportdokumente an. Nicht alle Exportdokumente sind obligatorisch, aber sie werden empfohlen, auch weil Ihre Kunden danach fragen könnten. Bei Access2Markets finden Sie die Dokumente, die Sie für den Export nach Großbritannien benötigen. Die Website des Zolls bietet umfangreiche Informationen zum Thema Exportdokumente.
- Fordern Sie ggf. Produktzertifikate an. Je nach dem Produkt, das Sie exportieren möchten, benötigen Sie möglicherweise ein Produktzertifikat. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Website der IHK.
- Legen Sie die Lieferbedingungen und Incoterms fest.
- Melden Sie Ihre Fährtransporte über Portbase an.
- Prüfen Sie, ob Ihre Lieferanten die aktuellen Post-Brexit-Regeln berücksichtigen.
- Bieten Sie IKT- oder digitale Dienstleistungen im Vereinigten Königreich an? Dann sollten Sie berücksichtigen, dass im Vereinigten Königreich andere Regeln gelten als in der EU, wenn es um die Gesetzgebung bezüglich digitaler Daten geht. Die Website der IHK enthält weitere Informationen zu diesem Thema.
Brexit Zollgebühren. Einfuhrzölle Export in das Vereinigte Königreich
Das Vereinigte Königreich und die EU haben vereinbart, dass der britische Zoll keine Einfuhrzölle auf Waren mit Präferenzursprung in der EU erheben wird. Um die Herkunft eines Produkts zu bestimmen, werden mehrere Faktoren berücksichtigt:
- In welchem Land das Produkt hergestellt oder vollständig gewonnen wurde. Blumen, die in Deutschland gezüchtet werden, haben zum Beispiel Deutschland als Präferenzursprung.
- In welchem Land das Produkt einer wesentlichen Veränderung unterzogen wird, wodurch sich sein Ursprung ändert. Dieser Punkt bietet mehr Interpretationsspielraum. Eine Maschine kann zum Beispiel einzelne Komponenten enthalten, die nicht aus der EU stammen. Nur wenn in Deutschland ein ausreichender Mehrwert geschaffen wurde, hat die Maschine Deutschland als Präferenzursprung.
Das Tool My Trade Assistant in Kombination mit den ROSA (Rules of Origin Self-Assessment) von Access2Market ist ein praktisches Hilfsmittel zur Bestimmung der Ursprungsregeln eines Produkts. Es enthält unter anderem eine Checkliste, Erläuterungen und praktische Beispiele. Wenn Sie Produkte mit Präferenzursprung aus der EU nach England exportieren, können Sie ein Ursprungszeugnis auf der Verkaufsrechnung vermerken. Die Industrie- und Handelskammer bietet Beispiele für Ursprungszeugnisse.
Für Rechnungen unter 6000 € können Sie eine Rechnungserklärung ohne Genehmigung der Zollverwaltung ausstellen. Für Rechnungsbeträge von mehr als 6000 € benötigen Sie eine REX-Registrierung vom Zoll. Damit sind Sie dem Zoll als registrierter Ausführer bekannt. Die REX-Registrierungsnummer wird auf der Rechnung an Ihren Kunden angegeben.
Wenn Ihre Produkte keinen Präferenzursprung in der EU haben, zahlen Sie Einfuhrzölle. Weitere Informationen finden Sie unter Gov.uk.
Umsatzsteuer Export Vereinigtes Königreich nach dem Brexit
Wenn Sie Produkte in das Vereinigte Königreich exportieren, stellen Sie Ihrem Kunden 0% Umsatzsteuer in Rechnung. Dies ist nur erlaubt, wenn Sie nachweisen können, dass Ihre Produkte die Europäische Union verlassen haben. Sie können dies zum Beispiel mit einer Ausfuhranmeldung oder einem Frachtbrief nachweisen. Obwohl Sie keine deutsche Umsatzsteuer schulden, müssen Sie in Ihrer Umsatzsteuererklärung den Umsatz Ihrer Ausfuhr in das Vereinigte Königreich angeben. Sie tragen diesen Umsatz unter der Rubrik 3a, Lieferung in Länder außerhalb der EU, ein.
Das Vereinigte Königreich erhebt Umsatzsteuer/VAT auf in das Vereinigte Königreich importierte Produkte. Wer die Umsatzsteuer bezahlt, hängt von Ihrem Kunden und dem verwendeten Incoterm ab.
Produktanforderungen Export Vereinigtes Königreich
Die EU-weite CE-Kennzeichnung ist im Vereinigten Königreich seit dem Brexit nicht mehr gültig. Das Vereinigte Königreich wird jedoch bis zum 1. Januar 2023 CE-gekennzeichnete Produkte weiterhin akzeptieren. Danach ersetzt das UKCA-Zeichen die CE-Kennzeichnung. Eine Ausnahme bilden medizinische Geräte, für die eine CE-Kennzeichnung bis zum 1. Juli 2023 akzeptiert wird.
Weitere Informationen über das UKCA-Zeichen und wie Sie es beantragen können, finden Sie auf der Website der britischen Regierung.
Für verschiedene Arten von Waren sind Ausfuhrbescheinigungen erforderlich. Auf Access2Markets können Sie herausfinden, welche Bescheinigungen Sie für Ihre Produkte benötigen. Auf Access2Markets finden Sie zudem Informationen zu Verpackungs- und Kennzeichnungsvorschriften für Produkte in Großbritannien.
Export nach Nordirland. Ein gesonderter Status
Um eine harte Grenze zwischen Irland und Nordirland zu vermeiden, haben das Vereinigte Königreich und die EU beschlossen, dass Nordirland in der Praxis als Teil des EU-Binnenmarktes und der Zollunion behandelt wird, wenn es um Lieferungen geht.
Das bedeutet, dass Waren die Grenze zwischen Irland und Nordirland ohne strenge Kontrollen passieren können. Für Sendungen zwischen der EU und Nordirland sind keine Zollformalitäten erforderlich. Auch die Einfuhrzölle, die für den Rest des Vereinigten Königreichs gelten, gelten nicht für Exporte nach Nordirland.
Lieferungen von Waren nach Nordirland werden hinsichtlich der Umsatzsteuer wie Lieferungen in ein EU-Land behandelt. Geben Sie diese in der Erklärung über die innergemeinschaftlichen Lieferungen (ICP) an. Der Sonderstatus Nordirlands gilt nicht für Dienstleistungen. Für die Erbringung und den Erwerb von Dienstleistungen gilt Nordirland als Nicht-EU-Land.
Diese Regeln traten am 1. Januar 2021 in Kraft und sind 4 Jahre lang gültig. Danach wird das nordirische Parlament entscheiden, ob die Regelung für einen Zeitraum von vier Jahren fortgesetzt wird oder nicht.
Suchen Sie Unterstützung bei der Übersetzung und Kommunikation für den britischen Markt? Vertalingen.nl ist ein zertifiziertes Übersetzungsbüro für englische Übersetzungen. Wir setzen immer muttersprachliche Übersetzer ein und haben Erfahrung in einer Vielzahl von Branchen.
Update Artikel. Seit dem 1. Januar 2022 gelten einige neue Regeln für die Ausfuhr von Waren in das Vereinigte Königreich. Diese finden Sie in unserem Blogbeitrag Brexit-Regeln 2022 für den Export nach England.
Nützliche Links
- My Trade Assistant (Access2Markets)
- IHK-Mustertexte und Rechnungserklärungen (Beispiele Ursprungszeugnisse)
- Informationen Zoll REX-Registrierung
- Informationen zur Beantragung einer EORI-Nummer in Deutschland
- Informationen zur Beantragung einer EORI-Nummer im Vereinigten Königreich
- Brexit-Informationen des deutschen Zolls
- Informationen Authorised Economic Operator
- Informationen Exportdokumente des deutschen Zolls
- Produktanforderungen Vereinigtes Königreich nach dem Brexit
- Transport über Portbase anmelden
- Informationen digitale Daten und Export in das Vereinigte Königreich
- Informationen UKCA-Marketing der britischen Regierung
Haben Sie eine Frage zu diesem Artikel?
Antwort innerhalb von 24 Stunden
Teile diesen Artikel
Wähle deinen Lieblingskanal